Überblick über E-Kinderwägen mit Motor

Ein Kinderwagen mit Elektroantrieb für mehr Schiebekomfort: Details vom bisher einzigen elektrischen Kinderwagen e-Priam von Cybex. Plus: Der Entwicklungsstand anderer Hersteller im Überblick.

Ein Kinderwagen ist für frischgebackene Eltern unverzichtbar, um auch mit dem Neugeborenen mobil zu bleiben. Während ein Buggy vergleichsweise leicht und wendig und für kurze Unternehmungen beliebt ist, bietet ein vollwertiger Kinderwagen mehr Liegekomfort für das Baby und auch mehr Stauraum. Das höhere Gewicht macht das Schieben allerdings auch mühsamer. In flachem Gelände mag das für fitte Eltern kein Problem sein. Müssen regelmäßig größere Steigungen bewältigt werden oder liegt eine gesundheitliche Beeinträchtigung bei einem Elternteil vor, kann aber ein Kinderwagen mit Motorunterstützung eine deutliche Erleichterung bringen.

Bereits mehrere Unternehmen haben sich in den vergangenen Jahren daran versucht, einen Elektro-Kinderwagen zu entwickeln – die meisten Versuche sind aber aus unterschiedlichen Gründen nie zur Serienreife gelangt. Schließlich muss die dahinterliegende Technik verlässlich und sicher funktionieren. So dauerte bis Mitte 2019, bis der erste ernstzunehmende E-Kinderwagen in den Verkaufsregalen landete: Es ist der E-Priam von Cybex, der trotz diverser Ankündigungen anderer Unternehmen auch im Jahr 2024 das bisher einzige klassische Kinderwagen-Modell mit Motorunterstützung am Markt ist.

Wir haben recherchiert, welche Hersteller an welchen Kinderwägen mit elektronischer Anschiebehilfe arbeiten oder gearbeitet haben, was die Herausforderungen sind und wie der jeweils aktuelle Stand der Entwicklung ist.

Tipp: Die 3 besten Kinderbuggys (ohne Elektroantrieb) findet ihr hier.

Checkliste für Kinderwägen mit Elektroantrieb

  • Hersteller mit Know-how und Erfahrung: Ein elektrisch betriebener Kinderwagen macht im Alltag nur dann Sinn, wenn die dahintersteckende Technik verlässlich funktioniert – bei Modellen von unbekannten Herstellern ohne entsprechendem Know-how bzw. Start-Ups ohne Erfahrung sollte man eher skeptisch sein. Im Idealfall wird ein E-Kinderwagen also von einem bewährten Kinderwagenhersteller wie z.B. Cybex oder Emmaljunga gebaut.
  • Verlässliche und intelligente Technik beim E-Kinderwagen: Der elektrische Antrieb des Kinderwagens muss so intelligent konzipiert sein, dass er eine Erleichterung im Alltag ist und nicht ein zusätzliches „Baby“ ist, um das man sich kümmern muss. Beispiele für intelligente Funktionen, die ein E-Kinderwagen aufweisen sollte: Selbstständiges Erkennen der Steigung bzw. des Gefälles und entsprechender Antrieb bzw. bei Bedarf selbstständiges Bremsen. Automatisches Stoppen des Antriebes, wenn der Kinderwagen nicht mehr berührt wird. Das Aufladen des Akkus muss außerdem einfach (z.B. per USB-Anschluss) möglich sein, die Ladezeit sollte sich in Grenzen halten – und der Akku sollte herausnehmbar sein, damit er im Alltag unkompliziert an die Steckdose gebracht werden kann.
  • E-Kinderwagen der auch ohne Motorantrieb funktioniert: Wer mit einem Baby im Kinderwagen unterwegs ist, muss verlässlich an sein Ziel kommen – notfalls auch ohne Elektroantrieb. Deshalb ist ein wesentliches Kriterium beim E-Kinderwagen: Er muss sich auch dann gut schieben lassen, wenn der Akku leer ist. Ein nicht zu hohes Gewicht ist Grundvoraussetzung hierfür.
  • Verfügbare Ersatzteile: Ein Elektrokinderwagen wird in der Anschaffung nicht ganz billig sein – umso wichtiger ist, dass für alle wichtigen Bauteile auch Ersatzteile angeboten werden.

Tipp: Eine Kaufberatung für die üblichen Kinderwägen ohne Motorantrieb findet ihr hier.

Kinderwägen mit Elektro-Antrieb

Die folgenden Unternehmen haben sich bis jetzt mit der Entwicklung von elektronisch angetriebenen Kinderwägen beschäftigt.

Elektrischer Kinderwagen e-Priam von Cybex

Motorunterstützung bis 6 km/h

Der e-Priam von CYBEX soll das Kinderwagen-Schieben auf ein neues Level bringen: Im höhenverstellbaren Teleskopschieber sind Sensoren platziert, die Druck- und Zugkraft beim Schieben des Wagens messen. Sie sind mit zwei an der Hinterachse des Wagens befindlichen, elektrischen Motoren verbunden. Diese unterstützen bei Bedarf bis max. 6 km/h – oder bremsen bergab auch ab. In der aktualisierten Version kann der Kinderwagen auch mit einer App verbunden werden, um damit u.a. eine Wiegefunktion zu aktivieren. Die Reichweite mit einer Akkuladung beträgt laut Hersteller je nach Nutzung zwischen 8 und 45 km.

Das Gefährt ist mit All-Terrain-Gummireifen ausgestattet. Die Vorderräder sind schwenk- und feststellbar. Der Sitzrahmen ist wendbar – das ist unserer Erfahrung nach recht positiv, da der Blickkontakt mit dem Kind gehalten werden kann. Die Rückenlehne 4-fach verstellbar mit Liegeposition, außerdem eine 3-fach verstellbare Fußstütze. Inkludiert sind bei diesem Set auch eine Baby-Tragewanne und ein Sportsitz, somit geeignet aber der Geburt bis etwa 4 Jahre bzw. 22 kg. Optional kann auch eine Babyschale auf diesen Elektrokinderwagen montiert werden, der Adapter ist inkludiert. Das Gestell inklusive Motor und Batterie wiegt 10,7 kg, dazu kommt das Gewicht des jeweiligen Aufsatzes (Babywanne ca. 5 kg). Das ist aufgrund des Akku- und Motorgewichts doch mehr als ein Kinderwagen ohne Motorantrieb. Ein Regenverdeck sowie ein passendes Ladegerät sind im Lieferumfang ebenso inkludiert.

Das gefällt uns

  • Elektroantrieb vor allem bei Steigungen eine deutliche Entlastung
  • guter Fahrkomfort für Eltern und Kind
  • Sitzrahmen wendbar – bei Bedarf kann Blickkontakt gehalten werden

Das könnte besser sein

  • im Vergleich zu Modellen ohne Motorantrieb schwerer
  • auf unebenem Terrain kommt laut Eltern-Rückmeldungen die Motorleistung rasch an ihre Grenzen

Unser Fazit

Der erste elektronische Kinderwagen von Cybex, der in der ersten Version am 15. Juli 2019 auf den Markt gebracht wurde –  nach jahrelanger Forschung und Entwicklungsarbeit. Für uns eine gute Alternative zu einem klassischen Kinderwagen, wenn Eltern aus diversen Gründen Unterstützung beim Schieben brauchen. Fürs Gelände oder bei größeren Steigungen wird die Motorunterstützung von manchen Eltern als zu gering beschrieben. Deshalb wohl in erster Linie für Fahrten auf Asphalt bzw. in der Stadt eine Option. 

1.899,85 EUR
Richtpreis

Elektro-Kinderwagen NXT90e von Emmaljunga

Der schwedische Kinderwagenhersteller Emmaljunga hat die Entwicklung eines E-Kinderwagens zusammen mit Bosch sehr rasch vorangetrieben und wollte bereits im Frühjahr 2020 das Modell NXT90e auf den Markt bringen, da das Konzept bereits recht ausgereift war. Aufgrund der Corona-Situation wurde die Markteinführung allerdings immer wieder verschoben und schließlich wurde das Projekt im Herbst 2021 gänzlich eingestellt. Welche Details beim E-Kinderwagen von Emmaljunga geplant waren, haben wir hier zusammengefasst. Ein Auszug davon hier:

  • Eine intelligente Steuerung bzw. Motoren, die mithilfe von Sensoren und Algorithmen Gefälle und Untergrund automatisch erkennen sollte: Geht es bergauf, greift der (lautlose) Motor unterstützend ein, bergab wird automatisch gebremst. Wird der Schiebgriff ausgelassen bzw. kommt der Wagen unbeabsichtigt in´s Rollen, sollte der NXT90e automatisch stoppen – soweit der Plan bis zur Einstellung des Projekts.
  • Der Antrieb von Partner Bosch. Während Emmaljunga in der Herstellung von klassischen Kinderwägen selbst genug Erfahrung hat, hatte man für den Antrieb des E-Kinderwagen-Modelles einen starken und erfahrenen Partner an Bord geholt: Bosch. Nach 4 Jahren wurde die Zusammenarbeit aber 2021 beendet.
  • Erweiterte Features: Geplant war auch, dass das geplante Kinderwagen-System sich außerdem auch per App steuern lässt. Ebenso ein Diebstahlschutz, bei dem die Feststellbremse immer wieder automatisch aktiviert wird und ein Alarmton ertönt.
  • Die Reichweite des NXT90e sollte lt. Angaben von Emmaljunga bei bis zu 15 km liegen – geplant war hierfür eine 18 Volt Lithium Ionen Batterie von Bosch.
  • Der Preis war je nach Ausstattungsvariante zwischen 1.600-2.000 EUR geplant.

Unser Fazit zum E-Kinderwagen NXT90e: Sehr schade, dass dieses bereits weit fortgeschrittene E-Kinderwagen-Projekt nach 4 Jahren Entwicklungszeit gestoppt wurde. Wir behalten im Auge, ob und wann Bosch oder Emmaljunga wieder ein E-Kinderwagenprojekt startet bzw. fortführt.

Kinderbus mit Elektroantrieb von Winther

Der dänische Kinderfahrzeug-Hersteller Winther ist zwar kein Hersteller von klassischen Kinderwägen. Dennoch soll der Turtle Kinderbus für 6 Kinder (Belastbarkeit: bis 110 kg Gesamtgewicht) von Winther hier nicht unerwähnt bleiben.

  • Dieses Gefährt ist zum Transport für bis zu 6 Kinder (4 bzw. 6 Kinder ab 6 Monaten bis 4 Jahre) geeignet (maximal 100 kg).
  • Über das Bedienfeld am Griff lässt sich die Geschwindigkeit stufenlos steuern – vorwärts bis zu 6 km/h, rückwärts bis zu 2 km/h.
  • Wird der Lenker losgelassen, bremst der „Turtle“ automatisch ab.
  • Außerdem wurde dieser elektrische Kinderbus so konstruiert, dass nur Erwachsene den Bus nach Lösen der Feststellbremse in Bewegung setzen können.
  • Eine Anzeige gibt den Akkuladezustand an, im flachen Gelände reicht eine Akkuladung für bis zu sechs Stunden Fahrt. Die Ladedauer beträgt 6-8 Stunden für eine volle Ladung.
  • Motorleistung: 24V, 380 Watt (2×12 V Akkus, Kapazität 22 Ah), Eigengewicht: 74,5 kg
  • Die Lieferung erfolgt komplett montiert.

E-Kinderwagen Myo tronic von Foppapedretti

Der italienische Kinderwagen-Hersteller Foppapedretti hat bereits vor einigen Jahren die Zeichen der Zeit erkannt und einen E-Kinderwagen auf den Markt gebracht. Der „Myo tronic“ (bzw. das „Myo tronic Platinum travel system“) war/ist in der Entwicklung bereits relativ weit fortgeschritten, der Elektromotor wird vom Griff aus bedient und schaffte immerhin eine Steigung bis 20%. Dieser E-Kinderwagen wurde auch in Deutschland und Österreich bis zumindest Ende 2015 verkauft. (u.a. waren diverse größere Möbelhäuser Vertriebspartner). Es folgte hierzulange jedoch ein unerwarteter Verkaufsstopp, der offiziell nicht begründet wurde. Ärgerlich: Für die bereits verkauften Modelle werden, zumindest in Deutschland und Österreich, keine Ersatzteile (z.B. Ersatz-Akkus) mehr angeboten. Auf Amazon kann man das Modell HIER noch ansehen, jedoch nicht mehr kaufen.

Unser Fazit zum E-Kinderwagen Myo tronic: Foppapedretti hat in der Herstellung von Kinderwägen absolut Erfahrung und auch in punkto Design sind die Italiener ganz vorne dabei. Aber: Der erste Versuch, einen E-Kinderwagen auf dem Markt zu bringen, erfolgte in unseren Augen zu früh. Wir behalten aber die weitere Entwicklung im Auge und informieren euch unmittelbar darüber auf dieser Seite.

E-Kinderwagen ELKIWA von Invensity

Die Wiesbadener Technologie- und Innovations-Beratungsgesellschaft Invensity aus Wiesbaden (GER) ist bereits seit einigen Jahren mit der Entwicklung eines elektrischen Kinderwagens unter dem Projektnamen „ELKIWA“ (für ELektrisch unterstützter KInderWAgen) beschäftigt. Bereits im Juli 2014 wurde der Öffentlichkeit ein Prototyp vorgestellt, der sich lt. Presseaussendungen „komfortabler, intuitiver und sicherer“ als herkömmliche Kinderwagen bedienen lässt.
Der batteriebetriebene ELKIWA bietet eine intelligente Sensorik und intelligente Steuerung. Damit ist z.B. eine „dynamische Unterstützung beim Schieben bergauf“ möglich, er bremst automatisch bei Gefällen ab und soll auch dabei helfen, die Spur sicher zu halten. Eine Markteinführung ist bisher nicht erfolgt.

Unser Fazit zum Elektrokinderwagen ELKIWA: Invensity ist eine international anerkannte Gesellschaft, die intensiv an u.a. technischen Neuheiten arbeitet. Dass die Markteinführung bisher noch nicht erfolgte ist zwar schade, da der Prototyp sehr vielversprechend wirkte. Es spricht aber gleichzeitig für Invensity, dass so lange optimiert wird, bis ein wirklich ausgereiftes Modell auf den Markt gebracht werden kann. Wir halten euch hier auf dem Laufenden.

Häufige Fragen zu E-Kinderwägen mit Antrieb

1. Welche elektrischen Kinderwägen mit Motor sind die besten?

Mehrere Hersteller sind dabei, einen E-Kinderwagen zur Serienreife zu bringen – geschafft hat das bisher nur einer: Cybex hat den e-Priam bereits Mitte 2019 auf den Markt gebracht, der schwedische Hersteller Emmaljunga hat hingegen das vielversprechende Projekt mit dem Modell NXT90e im Herbst 2021 gestoppt. Eine Übersicht über Hersteller und Modelle von E-Kinderwägen:

e-Priam von Cybex: der erste E-Kinderwagen, der es zur Serienreife gebracht hat – mit luxuriöser Ausstattung und einer intelligenten, motorisierten Schiebehilfe bis 6 km/h. Die Reichweite beträgt bis zu 45 km.
– Elektro-Kinderwagen „NXT90e“ von Emmaljunga: E-Stroller mit Antrieb von Bosch, der jedoch nicht zur Marktreife kommen wird – Projekt gestoppt.
– Kinderbus mit Elektroantrieb von Winther: kein klassischer Kinderwagen, aber dennoch eine interessante Variante für den Transport von bis zu 4 Kindern bis zu einem Alter von 4 Jahren. Maximale Geschwindigkeit ohne Anschieben/Ziehen: 6 km/h.

Eine Übersicht über alle Hersteller von E-Kinderwägen gibt es hier.

2. Kann ein elektrischer Kinderwagen auch mit leerem Akku geschoben werden?

Der bisher einzige E-Kinderwagen in Serienreife, der „e-Priam“ von Cybex ist so konzipiert, dass er wie ein „normaler“ Kinderwagen geschoben werden können, sollte der Akku leer sein.

3. Wie viel kostet der elektrischer Kinderwagen von Cybex?

Der e-Priam von Cybex kostet 1899,95 EUR, es kann sowohl mit einer Babyschale, einer Tragewanne oder einem Sportaufsatz von Cybex kombiniert werden.

4. Wie schnell fährt ein elektrischer Kinderwagen?

Der „e-Priam“ von Cybex unterstützt beim Schieben bis zu einer Geschwindigkeit von 6 km/h, dieser Elektro-Kinderwagen unterstützt bergab auch beim Bremsen. Und auch der Kinderbus mit Elektroantrieb von Winther läuft maximal 6 km/h – jedoch ohne Anschieben zu müssen.

5. Wo kann man einen E-Kinderwagen wie den e-Priam von Cybex kaufen?

Die Markteinführung des „e-Priam“ von Cybex erfolgte Mitte 2019, nur ausgewählte Händler dürfen diesen E-Kinderwagen verkaufen. Auch bei Babywalz kann der e-Priam gekauft werden – die Lieferzeit beträgt aber meist mehrere Wochen.


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